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Mit der sorbischen Kultur kamen vor vielen Jahren auch unzählige Bräuche und Traditionen in den Spreewald. Eine davon (eine meiner Liebsten!) möchte ich euch heute so kurz vor dem Osterfest vorstellen: das Bossieren von Ostereiern.
Eierfärben, -bemalen, -bekleben oder -besprenkeln kennt ihr bestimmt auch aus eurer Kindheit selbst oder sogar vom letzten Osterfest mit Mama, Papa, Oma und Opa. Auch meine Freundinnen Natalia und Hanna kennen die Tradition schon ihr ganzes Leben lang. Als ich sie anrief und vorschlug, Ostereier zu verzieren haben sie bestimmt nicht damit gerechnet, dass Wachs, Kerzen und krumme Löffel anstelle von Gläsern mit bunten Essiggemischen und lustige Klebebildchen auf dem Tisch liegen werden.
Einen Tag, bevor wir den sorbischen Brauch ausprobierten, kochte und färbte ich einige Hühnereier. Die übrig gebliebenen rohen Eier pustete ich vorsichtig aus. Was genau ihr für das sorbische Bossieren braucht und wie es funktioniert, habe ich euch hier zusammengetragen:

Was ihr braucht:

  • Eier (natürlich, gefärbt, gekocht oder ausgeblasen)
  • Teelichter oder kleine Kerzen
  • Stecknadeln mit runder Kugel
  • Bunt- oder Bleistifte
  • ein Glas mit Sand
  • alte Löffel#
  • bunte Wachsmalstifte (einige lassen sich schmelzen, andere wieder nicht – ob eure Wachsmalstifte für das Bossieren geeignet sind, erkennt ihr daran, dass die Farbe von der Spitze tropft, wenn ihr sie mit einer Flamme erhitzt – ACHTUNG! Bitte fragt eure Eltern, ob sie euch dabei helfen)
  • ggfs. einen Eierbecher
  • eine Gänse- oder Hühnerfeder (für Fortgeschrittene)

Wie es geht:

1. Vorbereitung ist alles! Bevor Natalia und Hanna zu Besuch kamen, bohrte ich die Stecknadeln vorsichtig mit einem kleinen Hammer in die Enden einiger Buntstifte, sodass diese fest saßen und nicht wackelten. Mit der Verlängerung der Nadel sind meine kleinen Gäste vor einem fiesen Piekser des spitzen Endes geschützt und haben es obendrein einfacher ihre Ostereier zu verzieren.
2. Zum Glück hatte ich noch vier alte Löffel gefunden, deren Kopf ich einfach in einen 90 Grad Winkel umbiegen konnte. Diese mussten tief in das mit Sand gefüllte Glas gesteckt werden. Dort wird das Wachs geschmolzen!
3. Dazu habe ich die Wachsmaler in kleine Stücke gebrochen, sodass sie perfekt auf einen der Löffelchen passen.

4. Unter die Löffel platzierte ich die Teelichter auf einer kleinen Erhöhung, damit sie schön dicht an dem Besteck lagen und keine Wärme verloren ging. Natürlich könnt ihr Kerzen aller Art verwenden. Fragt eure Eltern, ob sie euch mit dem Anzünden helfen können.
5. Um zu verhindern, dass das Ei beim Verzieren wegkullert, habe ich Eierbecher bereitgestellt.
6. Falls ihr wollt, könnt ihr euch mit dünnen Bleistiftlinien ein Muster auf den Ostereiern vorzeichnen, welches ihr später mit dem Wachs nur zu verfolgen braucht.
In der Tat hatte ich Recht mit meiner Vermutung, dass die beiden Mädchen etwas völlig anderes erwartet haben, als sie zu mir zum „Ostereier verzieren“ kamen. Die ersten Blicke auf den vorbereiteten Tisch waren eher skeptisch als fröhlich. Ich muss zugeben, ich hatte zu diesem Zeitpunkt etwas Angst, dass es sie vielleicht langweilen oder überfordern könnte. Man muss bei dieser Technik schnell und genau arbeiten.
7. Nach wie vor misstrauisch setzten wir uns an den Tisch und suchten uns nach und nach einige Wachsstückchen aus, um sie vorsichtig auf die heißen Löffel zu legen.
Zum Glück sind Natalia und Hanna sehr neugierig und experimentierfreudig. Sie lieben es zu basteln und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen. Also begann ich die Vorgehensweise zu erklären, die Skepsis verschwand und eh ich mich versah, schnappten sich die Mädchen einen „Nadelstift“ und ein Ei (natürlich in Prinzessinnen-Farben) und warteten ungeduldig darauf loszulegen.
8. Nach wenigen Minuten war das Wachs vollständig geschmolzen, sodass wir die Kugel der Stecknadel in die Farbe tauchen und anschließend einen Punkt oder Strich auf unser Ei setzen konnten.
ACHTUNG! Wichtig ist, dass ihr dabei sehr schnell arbeitet. Wenn ihr zu langsam seid, trocknet euch das Wachs im Nu an der Nadel fest und bleibt nicht mehr am Osterei kleben.

11. Wenn euch die Nadelköpfe nicht ausreichen, könnte ihr auch mit einer Vogelfeder tolle Muster tupfen. Entfernt dafür alle Federchen entlang des dicken Kiels, bis auf die Spitze. Dort schneidet ihr die übrig gebliebenen Federn in ein Dreieck oder eine Raute. Mit dieser Spitze könnt ihr nun verschiedene Formen auf euer Osterei bringen.
Jedes Symbol hat dabei in der sorbischen Kultur eine andere Bedeutung. Hier ist für euch ein kleiner Überblick:

Die Honigwabe

...steht für den Frühling und die fleißigen Bienchen

Die Sonnenstrahlen

...stehen für das Leben

Die Wolfszähne

...stehen für Kraft und Schutz vor dem Bösen

Der Kiefernzweig

...steht für Gesundheit

Die drei Punkte

...stehen für die Einigkeit in der Familie sowie der Dreieinigkeit von Vater, Sohn und des heiligen Geistes

Wir arbeiteten ca. 1,5 Stunden an 30 Eiern. Zugegeben, unsere Ostereier sind nicht zu vergleichen mit denen der Profis aus dem Spreewald. Doch hübsch sind sie allemal und die sorbische Verziertechnik ist eine abwechslungsreiche Variante zu den herkömmlichen Methoden, Ostereier bunt zu schmücken. Und das wichtigste ist:
Es hat richtig Spaß gemacht!

Wollt ihr das sorbische Bossieren von Ostereiern auch einmal probieren? Lasst eurer Kreativität freien Lauf und gestaltet eigene kleine, kunterbunte Kunstwerke. Schickt uns im Laufe der Osterfeiertage ein Foto von eurem sorbisch-verziertem Ei. Das Schönste werden wir auf unserem Instagram-Kanal ehren.

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