Top

Es war einmal… so beginnen oft die abendlichen Märchen, die schläfrige Kinder vor dem zu Bett gehen vorgelesen bekommen. Meistens enden diese damit, dass die Prinzessin aus den Klauen der bösen Hexe gerettet wurde und mit dem Prinzen glücklich bis an ihr Lebensende ist. Auch im Spreewald gibt es fantasiereiche Geschichten, die den Kindern erzählt werden. Es gibt drei Geschichten, die mich damals so sehr gefesselt haben, dass ich sie euch heute erzählen muss. Das Spannende dabei ist: Ihr könnt verschiedene Figuren aus den Sagen im Spreewald antreffen. Ob im Hotelzimmer, auf der Rutsche oder mitten im Wald. Ich gebe euch zu jeder Sage einen Tipp, wo ihr der Hauptrolle auf die Schliche kommen könnt.

Sage 1 - Der Schlangenkönig

Die erste Sage, die Ihr kennen solltet, bevor ihr euren Urlaub in den Spreewald antretet, ist die Geschichte vom Schlangenkönig. Erzählungen nach kam einst ein fremder Graf hierher und erfuhr von den Einheimischen, dass es im Spreewald einen Schlangenkönig gäbe, der eine sehr wertvolle Krone trug. Der Fremde war sehr habgierig und beschloss kurzerhand, die Krone des Schlangenkönigs zu stehlen. Ein Bauer erklärte ihm, dass der König oft mit anderen Schlangen auf einer Wiese im dichten Wald spiele und seine Krone währenddessen auf einen warmen, sonnigen Stein ablegte. Der Graf begab sich auf die Suche und fand die besagte Waldwiese. Mucksmäuschenstill beobachtete er das Geschehen – die Schlange legte wie erwartet ihre Krone auf ein schneeweißes Tuch auf den warmen Stein ab und der Graf konnte das Funkeln der Diamanten sehen. Am nächsten Tag ritt der Dieb schon morgens zu der Wiese, breitete ein großes, schneeweißes Tuch aus und versteckte sich in einem Busch. Als der Schlangenkönig wenig später eintraf, platzierte er seine goldene Krone auf dem Tuch des Grafen und gesellte sich etwas abseits zu den anderen Tieren. Blitzschnell sprang der Fremde aus dem Gebüsch, schnappte sich das Tuch, samt Krone und galoppierte auf seinem Pferd davon. Die Schlangen folgten ihm verärgert, doch mit einem Sprung über eine hohe Mauer, entkam ihnen der Graf. Von dort an war der Fremde ein reicher Mann und ließ sich ein prunkvolles Schloss bauen. Das Wappen des Schlosses zierte eine gekrönte Schlange.
Der Schlangenkönig – das Wappentier des gierigen Grafen – könnt ihr, wenn ihr genau hinschaut an jeder Ecke entdecken, denn heute zieren die gekreuzten Schlangenköpfe viele Häusergiebel und sollen den Bewohnern des Hauses Glück bringen.

Sage 2 - Der Wassermann und seine Töchter

Foto: Peter Becker

Der Wassermann ist sozusagen der Herrscher der Fließe. Den Sagen nach lebt er mit seinen bildschönen Töchtern im Wasserreich. Ab und zu mischen sie sich unter die Menschen an Land und treiben Handel auf den Märkten. Man erkennt den Nix einzig und allein an dem Saum seines Mantels, der immer dunkel und vollgesogen mit Wasser scheint. Die Töchter lieben es zu Tanzen, weshalb sie sich besonders gern auf Volksfeste schleichen. Die Erzählungen berichten auch, dass der Wassermann jedes Kind, welches sich in seiner Nähe ungezogen verhält oder zu nah an die Wasseroberfläche kommt, in das Reich der Nixen zieht. Er selbst ist als Kind von bösen Jungen gejagt worden und fiel in ein tiefes Fließ, weshalb er andere Kinder vor den dessen Gefahren warnen möchte.
Auf dem Wochenmarkt schaue ich immer auf den Boden, um einen nassen Saum zu entdecken. Ich hatte leider noch kein Glück, aber vielleicht trefft ihr den Wassermann, während er seinen Handel mit den Menschen treibt. Wenn ihr auf dem Markt genauso viel Pech habt wie ich, besucht ihn direkt in seinem Reich am Hafenweg in Raddusch.

Sage 3 - Der Teufel, der den Spreewald schuf

Holzstatue

Foto: Peter Becker

Dieser alten Sage zufolge spannte der Teufel des Öfteren seine riesigen Höllenochsen vor den Pflug, um die Felder rund um die Spree zu beackern. An einem Tag hatte er gerade das halbe Feld geschafft, als eines seiner Tiere müde wurde und sich weigerte einen weiteren Schritt zu gehen. Wütend stieg der Teufel von dem Pflug und schlug mit einer Peitsche nach den Ochsen. Das ließen sich die Tiere nicht gefallen und rannten mit
donnernden Schritten los. Von links nach rechts, quer über das Land. Die Ochsen waren so schnell, dass der Teufel keine Chance hatte hinterher zu kommen und so rissen sie mit dem Pflug dicke, lange Furchen in das Feld. Es dauerte nicht lange, bis sich eine Menge Wasser in ihnen ansammelte und bald schon verwandelten sich die Furchen in ein Netz aus Fließen. Noch heute spricht man von einem Teufelswerk, wenn vom Spreewald die Rede ist.
Wenn ihr wissen wollt, wo sich der Teufel mit seinen Aueroxen heute aufhält, schlage ich eine kleine Fahrradtour rund um Dissen vor…

Kommentieren