Die Tradition der Spreewälder Trachten:

Ein Farbenfrohes Erbe

Die Spreewälder Trachten sind ein lebendiges Zeugnis der reichen kulturellen Geschichte dieser Region, geprägt von den sorbischen/wendischen Einflüssen. Diese farbenfrohen und kunstvollen Trachten sind nicht nur Ausdruck von Identität, sondern auch ein Symbol für den Stolz auf die eigene Tradition. Die sorbischen/wendischen Trachten waren seit dem 17. Jahrhundert fester Bestandteil dörflicher Traditionen.

Die Gewänder spiegelten die Herkunft und den Wohlstand der Familie wider. So konnte man anhand der Stoffqualität, Farben, Schnitte und Verzierungen erkennen, aus welcher Ortschaft die Träger stammten und in welcher wirtschaftlichen Lage sie sich befanden. Und irgendwie kamen die Trachten über die Jahrhunderte nie „aus der Mode“.

Wissenswertes zur Tracht!

  • 2-4 Kilogramm wiegt, je nach Material, die komplette Tracht
  • 30-60 Minuten dauert in etwa das Anlegen der Tracht
  • Die Haube (Lapa) ist ein besticktes Tuch, das um ein Pappgestell gesteckt ist. Burg (Spreewald)/Bórko-wy (Błota) hat die größten Hauben und Lübbenau/ Spreewald/Lubnjow/Błota die kleinsten.
  • ca. 100 Stecknadeln sind in Haube, Tuch und Tracht verarbeitet
  • 9 Trachtenteile ergeben eine Tracht: Kittelchen, Unterhose, Unterrock, Rock mit Mieder, Halstuch und Brosche, Schürze, Schärpe, Haube
  • Der Rock (Kóšula) hatte entsprechend dem Anlass oder dem Familienstand der Frau eine bestimmte Farbe.

 

Spreewald Tracht Nahansicht
© Malte Jaeger

Trachtenvielfalt von Ort zu Ort

Die Lausitz gehört zu den größten zusammenhängenden Trachtengebieten Deutschlands. Die Trachtenvielfalt ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Die Trachten unterscheiden sich in den Farben, der Länge der Röcke und der Größe der Hauben. So ist beispielsweise an der Haubenform die Herkunft der Trägerin erkennbar. Noch heute wird die niedersorbische Tanztracht von den Mädchen und Frauen zu den wichtigsten Festen wie Zapust und Hahnrupfen getragen. Sie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Die Alltagstrachten sind hingegen aus dem Bild der Region fast verschwunden. Ursprünglich gab es ca. 60 Kleidungsvorschriften, passend zum jeweiligen Anlass. Die Mädchen waren an ihren leuchtendroten Röcken zu erkennen. Diese Farbe durfte aber in der Kirche und auf dem Friedhof nicht getragen werden. Hier kam Grün „zum Tragen“, die Farbe der verheirateten Frau. Letztere trug außerdem Weinrot, Blau oder Violett.

© Malte Jäger

Ältere Frauen trugen Braun. Schwarz war die festlichste Farbe. Sie wurde nur am 1. Weihnachtsfeiertag und acht weiteren hohen kirchlichen Feiertagen getragen.  Außerdem war sie die Farbe der Braut am Tage ihrer Hochzeit. Ungefähr bis zum Jahr 1900 trug man Weiß als Zeichen der Trauer. Zur gleichen Zeit verschwanden auch die Trachten der Männer. Das Kirchspiel der Trachtenträgerin erkennt man besonders an der Bindeweise des Kopftuches. Heute werden acht Varianten der Bindeweise unterschieden. Die Bezeichnung „Spreewaldtracht“ entstammt der Terminologie des 3. Reiches. Die Niedersorbische Männertracht ist seit 2002 wieder gelegentlich in Dörfern des Amtes Burg und der Städte Lübbenau/Lubnjow und Cottbus/Chóśebuz zu sehen.

Der Spreewald erzählt...

Ein interessantes Interview über Trachten, Bräuche und mehr mit Marga Morgenstern aus Lübben.

Alte Dame in klassischer Tracht erzählt mit Moderator

Der Spreewald erzählt... von Marga Morgenstern aus Lübben